Was
sich hartnäckig noch immer Bildung nennt, orientiert sich gegenwärtig
nicht mehr an den Möglichkeiten und Grenzen des einzelnen Menschen, sondern
an äußerlichen Faktoren wie Markt, Beschäftigungsfähigkeit,
Standortsicherung und technologische Entwicklung. Unter dieser Perspektive
erscheint die "Allgemeinbildung" genauso verzichtbar wie die "Persönlichkeitsbildung.
Lauter
Einser im Notensystem für Auswendiglernen
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Kurz nach
Ferienbeginn werden bald wieder alle Kinder mit einem "Zeugnis voller
Einser" in Geschäften belohnt oder in diversen Zeitungen abgebildet
werden. Wie in der realen Welt des Wettbewerbs scheiden auch hier jene aus,
die auch nur einen Zweier haben. Wer gar Dreier, Vierer oder Fünfer
hat und auch sein Bestes gab, der ist Verlierer - Pech gehabt.
Unser Notensystem belohnt also jene, die entweder von Haus aus klug sind
und sich leichter lernen, aber auch jene, die gute und schnelle Auswendiglerner
sind. Zweitgenannte wissen schlussendlich aber auch nicht mehr, denn reines
Stofflernen für die Note ist genau das, was nicht behalten wird. Zusatz-Info:
Reines Auswendiglernen ist keine Intelligenzleistung und gehört daher
flächendeckend abgeschafft.
Ich persönlich gerate immer mehr in Not, wenn ich junge Menschen nach
einem Notensystem bewerten muss, das immer noch vorrangig einer Leistungsschau
(Ausgrenzung) entspricht. Wo bleibt die Note für Gemeinschaftsgeist,
für soziales Engagement, für Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit
und Höflichkeit? Wo bleibt die Note für Fleiß und individuelles
Bemühen der "Schwachen"?
Liebe Eltern, geraten Sie daher nicht in Versuchung, den Wert Ihres Kindes
nach erbrachten Noten zu bemessen! Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit anderen
(auch nicht mit Geschwistern).
Denn: Überall, wo Leistung den Wert eines Menschen bestimmt, geht ein
Stück Subjektivität und Menschlichkeit verloren. Und genau das
sollten junge Menschen nicht schon von klein auf lernen und erfahren müssen.
Markus Hagler, Hauptschullehrer und Bildungsberater, St. Georgen in Attergau/Österreich.
Bildung
so wie der Wirtschaft nützlich
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Univ. Prof Dr. Konrad Paul Liessmann, Philosophieprofessor an der Universität Wien, hat vor kurzem ein hochaktuelles, vieldiskutiertes Buch zur modernen Wissensgesellschaft veröffentlicht, in dem er gegen die dominante Tendenz zur wirtschaftlichen Verwertbarkeit der Bildung in pointierten Formulierungen Stellung bezieht. Seine Ausführungen sind auch für unser Bildungshaus von nicht geringer Bedeutung.
Wir leben in einer Wissensgesellschaft. Dieser Satz beflügelt Bildungspolitiker und Pädagogen, Universitätsreformer und EU-Kommissare, er bewegt Forscher, Märkte und Unternehmen. Die Diskussionen um Elite-Universitäten gelangen auf die Titelseiten der Zeitungen, die angeblich mangelnde Qualität von Schulen und Universitäten - PISA! - führt zu bildungspolitischen Panikattacken, der Kult und der Kampf um Spitzenforscher und Nobelpreisträger werden zu nationalen Anliegen. Vieles von dem, was unter dem Titel Wissensgesellschaft propagiert wird, erweist sich aber bei genauerem Hinsehen als leere Behauptung, die weniger einer Idee von Bildung als handfesten politischen und wirtschaftlichen Interessen dienen soll.
Was sich hartnäckig noch immer Bildung nennt, orientiert sich gegenwärtig nicht mehr an den Möglichkeiten und Grenzen des einzelnen Menschen, sondern an äußerlichen Faktoren wie Markt, Beschäftigungsfähigkeit, Standortsicherung und technologische Entwicklung. Unter dieser Perspektive erscheint die "Allgemeinbildung" genauso verzichtbar wie die "Persönlichkeitsbildung". In einer sich rasch wandelnden Welt, in der sich Qualifikationen, Kompetenzen und Wissensinhalte angeblich ständig ändern, scheint "Bildungslosigkeit", also der Verzicht auf verbindliche geistige Traditionen und klassische Bildung, zu einer Tugend geworden zu sein, die es dem einzelnen ermöglicht, rasch und flexibel auf die sich stets ändernden Anforderungen der Märkte zu reagieren.
Wissen ist mehr als Information. Wissen erlaubt es nicht nur, aus einer Fülle von Daten jene herauszufiltern, die Informationswert haben, Wissen ist eine Form der Durchdringung der Weit: erkennen, verstehen, begreifen. Wissen existiert nur dort, wo etwas erklärt oder verstanden werden kann.
Die bisherige Vorstellung von Bildung galt in erster Linie als Programm der Selbstbildung des Menschen, eine Formung und Entfaltung von Körper, Geist und Seele, von Talenten und Begabungen. Unter dieser Perspektive umschreibt Bildung das Programm der Menschwerdung durch die geistige Arbeit an sich und an der Weit. Allmählich kommt aber eine Umstrukturierung der Bildungslandschaft zum Vorschein, die nicht mehr der Erkenntnis, der wissenschaftlichen Neugier und der geistigen Freiheit, sondern der Wirksamkeit, der Verwertbarkeit, der Kontrolle, der Spitzenleistung und der Anpassung verpflichtet ist. Nicht zuletzt am Bildungsbereich lässt sich ablesen, dass wir uns anstelle einer Wissensgesellschaft rasant auf eine Kontrollgesellschaft zubewegen. Gerade das Außergewöhnliche, Originelle, Kreative und Innovative wird durch die neuen Verfahren der Bewertung von Bildung nicht zur Kenntnis genommen.
Das Wissen
wird von einem unverzichtbaren Bestandteil eines Menschenbildungsprozesses
zu einem Mittel im Kampf um Märkte und industrielle Zukunftschancen.
"Unbildung"
ist damit zur Ausdrucksform der Wissensgesellschaft geworden.
Frei
lernt es sich besser
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70 Jahre Schulzwang sind genug ein Relikt hat sich überlebt
Als am 6. Juli 1938 die nationalsozialistische Führung unter Adolf Hitler und Reichsminister Dr. Rust in Berchtesgaden das Reichsschulpflichtgesetz unterzeichnete, konnte sie nicht ahnen, dass die wesentlichen Bestandteile dieses Gesetzes auch 70 Jahre danach noch ihre Gültigkeit haben würden. Mit dem Untergang des vermeintlich tausendjährigen Reiches verschwanden zwar die meisten Gesetze und Verordnungen aus jener Zeit, der europaweit einmalige deutsche Schulzwang, der es dem Staat ermöglicht, Schüler mit Hilfe der Polizei und notfalls unter Einsatz von Gewalt der Schule zuzuführen, blieb unverändert. Die Schulgesetze der meisten Bundesländer übernahmen den Paragraphen fast wörtlich in ihre Gesetzgebung.
Der 6. Juli 1938 stellte eine historische Zäsur dar, waren doch bis zu diesem Tag auch schulfreie, alternative Bildungswege möglich und wurden, wenn auch in bescheidenem Maße, praktiziert. Obwohl 1717 in Preußen die Schulpflicht eingeführt wurde, konnte man in der Reichsverfassung vom 28.3.1849 noch lesen: Der häusliche Unterricht unterliegt keiner Beschränkung. Die bestehende Schulpflicht wurde bis 1938 immer im Sinne einer Unterrichtspflicht verstanden und ließ Ausnahmen zu. Die meisten demokratisch verfassten Staaten der Welt kennen daher bis heute keinen Schulzwang, sondern praktizieren eine Bildungspflicht, die Raum für eine Vielzahl von Alternativen bietet, wie Kinder heute lernen.
Der im Kern gewalttätige Schulzwang hat in Deutschland solch abstruse Blüten getrieben, dass 2007 die 15-jährige Tochter einer vorbildlichen Erlanger Familie zwangsweise mit einem Großaufgebot an Polizei und Jugendamt in die Psychiatrie verbracht wurde. Ihr Vergehen: Sie wurde zu Hause individuell unterrichtet und gefördert, statt weiter die öffentliche Schule zu besuchen, wo ihr das Lernen zunehmend Schwierigkeiten bereitete.
Die Akademikerfamilie Dudek aus dem hessischen Archfeld wird ihre Vorliebe für freie Bildungsformen in Kürze mit Gefängnis bezahlen müssen. Der älteste Sohn lernte zwar zu Hause so gut, dass er jetzt seinen Realschulabschluss als Klassenbester mit der Note 1,1 absolvierte, der Geist des Reichsschulpflichtgesetzes forderte jedoch seinen Tribut in Form von je 3 Monaten Haft für Vater und Mutter.
Andere Freilernerfamilien verlassen Deutschland und ihr gewohntes Umfeld, erfreuen sich aber nun der wiedergewonnen Freiheit in unseren europäischen Nachbarstaaten.
Dass eine Atmosphäre des Zwangs und Drucks kein nachhaltiges, erfolgreiches Lernen fördert, ist in der Fachwelt mittlerweile unumstritten. Dass deutsche Bildungspolitiker unter allen Umständen auf der Präsenz in einem Schulgebäude bestehen, obwohl Lernen an anderen Orten und anderen Umständen häufig mindestens genauso gut, wenn nicht besser gelingt, ist weder nachvollziehbar noch zeitgemäß.
Es ist an der Zeit, eindeutige Vorgaben des UN-Sonderbeauftragten Vernor Munoz umzusetzen, der bei seinem Besuch in Deutschland gefordert hatte, dass Bildung nicht auf reine Schulanwesenheit reduziert werden darf. Vielmehr seien Fernlehrmethoden und Homeschooling .... gültige Optionen..., die unter bestimmten Umständen weiterentwickelt werden können.
Das Netzwerk Bildungsfreiheit fordert den deutschen Schulzwang nach 70 Jahren endgültig zu beerdigen und die gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass vielfältige schulische und schulfreie Bildungswege möglich werden, die zueinander in Konkurrenz treten und sich gegenseitig bereichern. Wir halten Freiheit und Vielfalt anstelle von staatlichen Monopolen für den besten Ausweg aus der deutschen Bildungsmisere. Bundeskanzlerin Merkels Motto Mehr Freiheit wagen sollte endlich auch für den Bildungsbereich gelten.
Das "Netzwerk Bildungsfreiheit" ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Organisationen, Elterninitiativen und Einzelpersonen, denen das Recht auf freien Zugang zur Bildung, freie Wahl und freie Gestaltung des individuellen persönlichen Bildungsweges unter Zuhilfenahme öffentlicher wie privat initiierter Ressourcen ein Anliegen ist.
Internet:
www.netzwerk-bildungsfreiheit.de
info@netzwerk-bildungsfreiheit.de
Die
bekanntesten Freilerner Deutschlands
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Die
Schule ist in vielen Familien das Problemthema Nr. 1.
Dagmar Neubronner, Therapeutin und Publizistin, Mutter der prominentesten
"Schulverweigerer" Deutschlands, schildert spannend und anschaulich,
wie es kam, dass sie und ihr Mann trotz großer Bedenken den beiden
Söhnen Moritz und Thomas erlaubten, frei zu lernen - ohne Schule und
mittlerweile ohne jeglichen Pflichtunterricht. Wie funktioniert freies Lernen,
und wie muss sich Schule verändern, damit es auch dort funktioniert?
Was können Eltern und Lehrer tun?
Darüber hat Dagmar Neubronner ein Buch geschrieben: Die Freilerner
- unser Leben ohne Schule.
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