Juli 2006 www.initiative.cc
Mozart
ging nicht zur Schule
Wir
Menschen sind bekanntlich alle verschieden, haben unterschiedliche Begabungen
und Talente, und sind an einem bestimmten Platz mit bestimmten Zielen auf
die Welt gekommen. Ein Einheitslehrprogramm in unseren Schulen wird diesen
individuellen Zielen wohl kaum gerecht.
Marco Leonardo schrieb dazu: " In der normalen Schule lernen wir Lesen,
Rechnen und Schreiben, erfahren wie lang der Nil ist, wie viele Einwohner
NewYork hat und wie viel Braunkohle in Südostaustralien gefördert
wird. Aber was wir dort nicht lernen, ist, wie man wirklich lebt, Träume
und Visionen verwirklicht, wie man den Körper gesund erhält, man
zu seiner Berufung oder zum richtigen Partner findet - und wie man mit ihm
glücklich wird. Wie man Probleme löst, Krisen bewältigt, Wünsche
erfüllt und Ziele sicher erreicht."
Wäre aus W.A.Mozart der geniale Komponist geworden, wäre er in eine
"normale" Schule gegangen ?
Wolfgang
Amadeus Mozart
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Wolfgang
Amadeus Mozart begann mit sechs Jahren zu komponieren. Schon mit drei Jahren
verbrachte er Stunden damit, das Cembalo in reinen Terzen zu stimmen und
sich an diesem Wohlklang jauchzend zu freuen.
Der kleine Wolferl kam offensichtlich mit einer spezifischen Begabung und
einem klaren inneren Entwicklungsplan auf die Welt und wusste genau, was
er lernen wollte, um diesen Plan zu entwickeln. Welche Schule konnte ihm
dabei helfen?
Bitte,
Papa, Unterricht!
Nun, Mozart war ein "Homeschooler" (Heimschüler): Er besuchte
keine Schule, sondern wurde Zuhause von seinem Vater unterrichtet, der selber
renommierter Musiker war und seinen Sohn mit großer Liebe und Sorgfalt
begleitete. Eintrichtern musste er ihm nichts, im Gegenteil, das Kind bat
jeweils dringend um Unterricht. Wer zweifelt heute daran, dass Leopold Mozart
genau der richtige Lehrer für sein Kind war? Da Wolfgang bereits mit
sechs zu komponieren begann, ist es gut möglich, dass er lehrplanwidrig
eher Noten schreiben lernte als Buchstaben - aber auch die Buchstaben hat
er ja gelernt, wie wir an seinen zahlreichen wunderbaren Briefen sehen.
Was wäre aus diesem, nach Berichten von Zeitgenossen sehr zarten Kind geworden, wenn es in einer noch so guten Schule jahrelang mit fünfundzwanzig anderen Kindern die Schulbank hätte drücken müssen? Lesen, Schreiben, Rechnen üben, wo alles in ihm danach drängte, zu musizieren und zu komponieren? In der Pause Hänseleien als schwächlicher, komischer Sonderling, brutale Mutproben (doch, die gab's schon vor dem Handy-Horror!) oder Schlimmeres? Statt dessen spielte Wolferl daheim mit seiner Schwester Nannerl - und wuchs "trotzdem" zu einem überaus geselligen, beliebten, fröhlichen Menschen heran.
Schulpflicht
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Nun
ist nicht jedes Kind ein Mozart, aber heute wie damals gibt es Kinder (und
es sind gar nicht so wenige), die sich in einer Schulklasse nicht wohlfühlen
und für die andere Formen des Lernens besser geeignet sind als der
Besuch einer öffentlichen Schule.
Aber heute herrscht Schulpflicht. Sie wurde eingeführt, um Kinder davor
zu bewahren, ohne Bildungsmöglichkeiten im Stall, auf dem Feld oder
in der Fabrik schuften zu müssen und ihnen das Grundrecht auf Bildung
zu garantieren. Das ist zweifellos eine große Errungenschaft unserer
Zivilisation.
Was also wäre angesichts der Schulpflicht heute aus Mozart geworden?
Erleichtert stellen wir fest: Mozart hätte auch heute Zuhause bei seinem
Vater lernen, nach Herzenslust komponieren und seine langen Konzertreisen
außerhalb der Schulferien machen dürfen, denn Mozart ist Österreicher.
Und in Österreich ist das eigenständige Lernen Zuhause wie in
fast allen anderen Ländern der Welt erlaubt. "Hiermit melde ich
meinen Sohn Wolfgang Amadeus Mozart, geb. 27.1.1756, ab zum häuslichen
Unterricht." Statt Zeugnis überzeugt sich die Schulbehörde
einmal im Jahr davon, dass der kleine Wolfgang gedeiht.
Die Schulpflicht dient dazu, das Grundrecht auf Bildung zu sichern und nicht,
eine bestimmte Standardform des Lernens für alle Menschen zu erzwingen.
So ist es auch in der UN-Kinderrechts-Charta und in der Verfassung und Gesetzgebung
der meisten Länder verankert.
Der
deutsche Sonderweg
In Deutschland hat sich das Thema Schulpflicht anders entwickelt. Hitler
ging es genau um das, was mit dem Gesetz eigentlich nicht gemeint war: Standardisierung
und Gleichschaltung. 1938 wurde Hausunterricht per Reichsschulpflichtgesetz
verboten. Hänseleien von Außenseitern und brutale Mutproben wurden
billigend in Kauf genommen - hart wie Kruppstahl sollte die Jugend ja werden.
Aus irgendwelchen Gründen ist es nach dem Krieg in Deutschland bei dieser Auffassung von Schulpflicht geblieben. Mehr oder weniger freie private Schulen wurden zögernd nach und nach mit strengsten Auflagen wieder zugelassen - unter hohem persönlichen und finanziellen Einsatz dürfen Eltern ihre Kinder auf eine nichtstaatliche Schule schicken. Homeschooling jedoch, in aller Welt von Millionen Kindern mit nachweislich besten Ergebnissen praktiziert, soll in Deutschland nicht erlaubt sein.
Grundrecht
auf Bildung
Das ist ein Missverständnis. Natürlich muss und soll der Staat
dort eingreifen, wo die Eltern versagen. Auch Slobodan, Tülay, Peter
und Jessica aus "bildungsfernen Schichten" müssen die Chance
bekommen, zu lernen. Aber warum dürfen der kleine Wolfgang Amadeus,
der kleine Yehudi, die kleine Agatha, der kleine Thomas und der kleine Konrad
nicht ihren eigenen Weg gehen, wenn dieser nachweislich zu mindestens gleich
guten Ergebnissen führt? (Auch Geigenvirtuose Yehudi Menuhin, Schriftstellerin
Agatha Christie, Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison, Walter Russell,
der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer und viele andere Berühmtheiten
wurden von ihren Eltern unterrichtet, sowie Millionen ganz normale, tüchtige
Menschen weltweit.) Die angeblich durch die Schulpflicht gewährleistete
Mischung und gemeinsame Sozialisation aller sozialen Schichten ist angesichts
der nach Wohngebieten und damit nach Einkommen zugeordneten Schüler
eine Illusion.
Eigentlich
ganz einfach
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Warum machen
wir es nicht einfach so wie all die anderen Länder, die bei der Pisa-Studie
besser abgeschnitten haben als Deutschland? Österreich, England, Irland,
USA, Kanada (hier werden Homeschooling-Familien sogar finanziell gefördert),
Frankreich, Dänemark, Norwegen, Finnland - selbst im ehemals sozialistisch
gleichgeschalteten Osteuropa ist Homeschooling inzwischen erlaubt, in Russland
schon seit 1991, in Tschechien nach den hervorragenden Ergebnissen einer
staatlichen Pilotstudie seit 2005.
Die meisten Schüler, Eltern, Lehrer, Kinderärzte und Beamte wissen
gar nicht, dass auf der ganzen Welt ein kleiner Prozentsatz von Kindern
Zuhause bleibt, weil sie dort lieber und besser lernen.
Wenn im Mozartjahr überall die wunderbaren Kompositionen eines der
bedeutendsten Komponisten des Abendlandes erklingen, lohnt es sich, einmal
darüber nachzudenken: Mozart ging nicht zur Schule !!
Dagmar
Neubronner. Quelle: www.netzwerk-bildungsfreiheit.de
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