Jänner 2013 www.initiative.cc
Hauterkrankungen
Aus Sicht der Homöopathie
Das
größte Organ des Menschen ist seine Haut. Sie verbindet das Innenleben
mit der Umwelt und unterliegt den Einflüssen aus beiden Bereichen. Sowohl
innere Störungen wie auch äußere Umweltbedingungen können
sich auf der Haut zeigen. Die vielfältigen Funktionen der Haut zeigen
ihre Komplexität und weitgehende Bedeutung als Schutz-und Regulationsorgan.
Artikel von Klaus Binding, Heilpraktiker in Grifhorn.
Haut
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Klaus
Binding
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Nach neuesten Statistiken
sind 15 - 25 % aller bundesdeutschen Patienten von Hautkrankheiten betroffen.
Rund sechs Millionen Bundesbürger leiden unter Kontaktallergien, weitere
fünf Millionen Deutsche sind von Neurodermitis betroffen.
Die umfangreichen
Aufgaben, die die Haut zu erfüllen hat, weisen deutlich auf ein Problemfeld
hin, das sich zwischen Abgrenzung und Kontakt entfaltet. Die Haut ist auch
Sexualorgan, Berührungs-und Kontaktorgan, Ausscheidungs- und Atmungsorgan.
Die Hautwird als
Abgrenzung nach innen empfunden, wir zeigen uns nach außen aber durch
die Haut, und wir können nicht aus unserer Haut heraus. Alles, was
auf der Haut passiert, jeder Pickel, jede Rötung, jeder Ausschlag weist
auf einen inneren Vorgang hin. Auch der Ort der Hauterscheinung ist nie
zufällig, sondern korrespondiert mit entsprechenden organischen Störungen.
Die Haut ist nicht nur Spiegel innerer organischer Vorgänge, sondern
offenbart auch die gesamten psychischen Abläufe und Reaktionen. Einige
Erscheinungen der Haut sind so offensichtlich, dass man sie nicht vertuschen
kann. Man wird rot vor Wut oder Scham, blass bei einem Schreck, man schwitzt
vor Lampenfieber oder innerer Erregung, man bekommt Gänsehaut bei Kälte
oder ergreifender Musik. Äußerlich nicht erkennbar, aber technisch
messbar, ist die elektrische Leitfähigkeit der Haut. C.G. Jung war
einer der ersten, die auf diesem Gebiet experimentierten. Er nannte seine
Forschungen in diesem Bereich " Assoziationsexperimente". Mit
heutiger Technik lässt sich mit der
Haut über die elektrische Leitfähigkeit regelrecht zu jedem Thema
korrespondieren. Unverkennbar ist die Haut eine große Projektionsfläche
innerer Regungen, die bei aufmerksamer Beobachtung oder technischer Anwendung
interpretiert werden kann. Es liegt nahe, die "Projektionsfläche"
behutsam zu behandeln, oder sogar ihr Aussehen zu manipulieren - in der
modernen Welt nennt man dies Kosmetik, die in direkter Tradition zur uralten
Körperbemalung steht. Oft genug wird dadurch äußerlich etwas
vorgetäuscht, das innerlich gar nicht existent ist; eine falsche Fassade
wird installiert. Zwischen Schön-Sein und Schön-Aussehen besteht
ein Unterschied. Der Versuch, der Welt ein anderes Antlitz zu präsentieren,
beginnt beim Make-up und endet bei der plastischen Chirurgie - man lässt
sich "liften".
Beim genauen Beobachten erzählt die Haut schon manches über den/die
dahinter. Eine empfindliche, dünne Haut gehört nur allzu oft zu
einem Menschen, der auch emotional dünnhäutig ist, während
feste, grobe Haut auf ein dickes Fell schließen lässt. Schwitzende
Haut signalisiert Angst, Erregung und Unsicherheit, die sogenannten hektischen
Flecken am Halsbereich Aufgewühltheit und Betroffenheit. Wie immer
körperlicher Kontakt vermittelt wird, durch einen warmen Händedruck,
ein zartes Streicheln oder einen aggressiven Schlag, immer geht er über
die Haut. Ein Durchbrechen der äußeren Hülle, ob von innen
oder außen, stellt immer die menschliche Grenze in Frage.
Homöopathische
Behandlung
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Vor der arzneilichen
Behandlung von Hauterkrankungen müssen Umweltbelastungen und Vorbeugung
geklärt werden. In Umwelt und Industrie verwendete Stoffe sind oft
Auslöser für Hautreaktionen. Bei Hauterkrankungen der Hände
ist zuerst an eine beruflich bedingte Schädigung zu denken, die durch
unmittelbaren Kontakt mit dem aggressiven Stoff zur Hautveränderung
führt. Alltäglich wird die Haut mit Materialien konfrontiert,
die die Haut reizen können: Wasch-und Putzmittel, Klebemittel, Gewürze,
Kosmetika, Toilettenartikel, Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Düngemittel
u.s.w. Medikamente können ebenfalls die Haut affizieren. Bekanntestes
Beispiel ist die Penizillinwirkung, die ca. 50% aller medikamentös
bedingten allergischen Reaktionen ausmacht. Arzneimittelallergien zeigen
sich in etwa 80 % der Fälle an Haut und Schleimhäuten, die sogenannten
Arzneimittel-Exantheme. In vielen Salben ist das Breitband- Antibiotikum
Neomycin enthalten, das bei 15 % aller Patienten allergische Reaktionen
hervorruft. Studien weisen darauf hin, dass Neomycin die Giftwirkung durch
Quecksilber noch verstärken kann. So wäre auch ein Zusammenhang
denkbar zwischen der MMR-Impfung und im zeitlichen Zusammenhang auftretenden
Autismus. Zwar enthält die MMR-Impfung selbst kein Quecksilber, dafür
aber Neomycin, das die Darmflora und damit Ausscheidungsfähigkeit von
Quecksilber, das aus anderen Quellen stammt, empfindlich stört (imfkritik.de).
Äußerliche und mechanische Ursachen müssen vor medikamentösem
Behandlungsbeginn abgeklärt werden. Oft ist auch eine Ernährungsumstellung
erforderlich.
Für Patienten, die in schulmedizinischer Behandlung wegen Hauterkrankungen
sind gilt, erst nach Absetzen der Medikamente die homöopathische Behandlung
zu beginnen. Wird gleichzeitig behandelt oder kurz nach dem Absetzen der
allopathischen Medikamente, ist das Symptomenbild verfälscht, und die
Wirkung der homöopathischen Arznei kann nicht klar beurteilt werden.
Es lässt sich dann nicht erkennen, ob Veränderungen der Haut Folge
des Mittels sind, oder durch die Kombination der Mittel, oder durch Absetzten
der allopathischen Mittel entstanden sind. Leider ist in der dermatologischen
Praxis das routinemäßige Verordnen von Glukokortikoidsalben gängige
Praxis. Die zuverlässige entzündungs- und wachstumshemmende Wirkung
wird von Pharmafirmen mit breitem Werbeaufwand propagiert, die erheblichen
Nebenwirkungen gern verschwiegen. Das "Arzneitelegramm" (Fachzeitschrift,
die jeder Arzt geschickt bekommt) gibt an, dass bei ca. drei Prozent Glukokortikoid-Empfängern
mit einer Magen-Darm-Blutung, bei etwa einem Prozent mit einer lebensbedrohlichen
Blutung gerechnet werden muss. Diese Informationen erhält jeder Arzt,
und trotzdem werden sogar noch Kleinkinder bedenkenlos mit diesem Medikament
behandelt! Das Unberechenbare an den Kortikoiden ist, dass sie häufig
auch bei eindeutigen Kontraindikationen symptomatisch wirksam sein können
(Prof. H. Ippen, Göttingen), das aber nur für kurze Zeit; dann
schlägt die Wirkung um, und die falsch behandelte Haut reagiert mit
Verschlimmerung. Zu den kontraindizierten Anwendungsbereichen zählen
die Krätze, Impetigo, Erythrasma und Hefe- und Fadenpilze. Häufigste
Nebenwirkungen der Glukokortikoide sind Hautatrophie, sogenannte Greisenhaut,
bleibende Teleangiektasien, die Steroid-Akne und Hautblutungen- und geschwüre.
Hautausschläge äußerlich zu behandeln heißt, sie zu
unterdrücken.
"Die menschliche Haut bringt aus sich allein, ohne Zuthun des übrigen,
lebenden Ganzen, keinen Ausschlag hervor, wird auch auf keine Weise krank,
ohne vom allgemeinen, krankhaften Befinden, von der Innormalität des
ganzen Organismus dazu veranlaßt und genöthigt worden zu seyn"
(Hahnemann, Chron. Krankheiten).
Hautauschlag
nicht unterdrücken
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Nach homöopathischer
Denkweise stellen Hautausschläge für die allgemeine gesundheitliche
Situation des Patienten etwas durchaus Positives dar. Die Haut entlastet
das innere Übel, weshalb jede Unterdrückung von Hautsymptomen
ein Zunehmen des inneren Übels zur Folge hat. Einer der weitreichendsten
Fehler schulmedizinischer Praxis! Wenn nach korrekter Arzneigabe ein Hautausschlag
erscheint, ist die Prognose günstig, weil nach dem Heilgesetz die Lebenskraft
immer bemüht ist, die Störung nach außen zu verlagern, auf
weniger "wichtige" Organe, wie die Haut. Oder es handelt sich
um einen in früherer Zeit unterdrückten Ausschlag, der jetzt wieder
erscheint, um naturgemäß abzuheilen. Lange anhaltende Hautausschläge,
die trotz unterdrückender Behandlung hartnäckig immer wiederkehren,
sprechen für eine gute Prognose, da die Selbstheilungskraft energisch
genug ist, den Ausschlag immer wieder auf die Haut zubringen, anstatt das
Krankheitsgeschehen weiter nach innen wandern zu lassen.
In
der homöopathischen Praxis können drei Gruppen von Patienten mit
Hautproblemen unterschieden werden. Zur ersten Gruppe zählen die von
Medikamenten und chemischen Reizstoffen betroffenen Patienten, bei denen
ein Entfernen der unterhaltenden Ursachen meist schon zum Erfolg führt
(bei allergisch bedingten Schäden, nicht bei Dauergeschädigten).
Zur zweiten Gruppe gehören Menschen, die den Ausschlag schon länger,
meist Jahre oder Jahrzehnte haben. Patienten der dritten Gruppe entwickeln
einen Hautausschlag nach der Arzneiverordnung. Für Patienten der zweiten
Gruppe wird das passende Konstitutionsmittel gesucht, auch wenn die spezielle,
lokale Hautsymptomatik im Mittelbild nicht deutlich auftaucht. Ein Mittel,
das im chronischen Fall nur die Hautsymptome deutlich abdeckt, würde
nicht durchgreifend heilen und Rückfälle provozieren. Hautsymptome
können auch mit homöopathischen Mitteln unterdrückt werden,
wenn die Ganzheit außer Acht gelassen wird!
"Bei chronischen Lokal-Übeln, die nicht offenbar venerisch sind,
ist ohnehin die antipsorische innere Heilung erforderlich (Hahnemann).
Sollte nach der Gabe des Konstitutionsmittels bei eindeutiger Besserung
des allgemeinen Zustands der Hautausschlag unverändert bestehen bleiben,
kann nach frühestens einem halben Jahr ein Komplementärmittel
mit Bezug auf die Hautsymptomatik gesucht werden. Das gleiche gilt für
Patienten, die schon länger in homöopathischer Behandlung sind
und deren Gesundheitszustand zufriedenstellend ist, die aber nun einen Hautausschlag
entwickeln. Hautausschläge der dritten Gruppe dürfen erstmal nicht
behandelt werden. Wenn z.B. ein Patient sein Magengeschwür nach einem
homöopathischen Mittel loswird und daraufhin einen Hautausschlag entwickelt,
ist dies ein Zeichen dafür, dass die Mittelwahl richtig war (Heringsches
Gesetz). Die Hauterkrankung jetzt aber sofort zu behandeln hieße,
sie mit dem Mittel womöglich zu unterdrücken. Wenn das gegebene
Mittel in der Lage war, die Magengeschwüre zu heilen, hat es gut gewirkt
und muss auswirken können. Das Folgemittel ist noch nicht erkennbar.
Der Organismus muss langfristig unter dem richtig gegebenen Arzneimittel
weiterreagieren können. Der sekundäre Ausschlag nach passender
Mittelgabe entspricht dem Herstellen des ursprünglichen Psorazustandes
bei gleichzeitiger innerer Entlastung. Eine Unterdrückung des sekundären
Hautausschlags würde mit großer Wahrscheinlichkeit bei dem eben
genannten Beispiel die Magengeschwüre zurückbringen. "Der
Hautausschlag besitzt für das innere Siechtum stellvertretende Kraft"
(Hahnemann). Wenn der Ausschlag für den Patienten nicht sehr belastend
ist, darf er ruhig zwei Jahre unbehandelt bleiben (Vithoulkas). Bei für
den Patienten sehr lästigen Hautstörungen nach Mittelgabe, oder
bei Erstverschlimmerung, kann lindernd behandelt werden. Dazu zählen
milde Hautöle, Calendula-Salbe und Vaseline, die keine Unterdrückung
darstellen. Bei schwerer Gesichtsakne ein Tipp von Vasilis Ghegas: eine
Mischung aus gleichen Teilen Calendula-Tinktur und Kamillentee abends auf
das Gesicht tupfen, 2 Stunden einwirken lassen, mit Propolis-Seife abwaschen
und anschließend Calendula-Creme auftragen, die dann am Morgen mit
Propolis-Seife abgewaschen wird.
Wenn nach der Mittelverordnung keine Erstverschlimmerung und auch keine
Besserung auftritt und nur ein Hautausschlag erscheint, handelt es sich
um eine Arzneimittelprüfung und das Mittel war falsch. Sollte der Patient
sehr unter der Wirkung leiden, kann das Mittel antidotiert werden, am besten
mit einer höheren Potenz des gleichen Mittels. Sollte beim nochmaligen
Durchgehen des Falles das richtig indizierte Mittel plötzlich klar
werden, kann es ohne vorherige Antidotierung gegeben werden.
Mittel
bei Hauterkrankungen
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Im Nachfolgenden sollen
die am häufigsten indizierten Mittel bei Hauterkrankungen beschrieben
und differenziert werden, obwohl prinzipiell jedes Mittel zur Heilung von
Hautstörungen angezeigt sein kann und grundsätzlich zunächst
das Konstitutionsmittel gesucht werden sollte.
Sulfur
Als antipsorisches Hauptmittel kann es so ziemlich für jeden Hautausschlag
angezeigt sein und wird bei der Mittelsuche immer mit auftauchen. Um es
berechtigt zu verordnen, müssen bestimmte Charakteristika der Schwefel-Hautausschläge
vorliegen. Verschlimmerung nach dem Waschen, überhaupt Verschlimmerung
durch Wasser (auch Schwimmen), durch Bettwärme und durch das Tragen
von Wolle. Ein Hautausschlag, der Sulfur braucht und ohne Jucken auftritt,
ist kaum denkbar. Auch starker Juckreiz am After, besonders im Bett, ist
ein deutlicher Hinweis. Kleine Verletzungen eitern leicht. Die Haut ist
trocken und schuppig. Ein brennender Ausschlag ist ebenfalls charakteristisch.
Weiterhin verschlimmert körperliche Anstrengung und Kratzen.
Graphites
Die Graphites-Haut muss feucht sein und die Absonderungen dick und gelb
(honigartig). Diese Ausschläge finden sich häufiger bei Kindern
und zwar hinter den Ohren. Die Absonderungen sind übelriechend. Die
Haut sieht ungesund aus und neigt auch bei geringen Verletzungen zum Eitern
(Sulfur). Ekzeme des Handrückens sind häufig zu finden (Petroleum:
Handinnenflächen).
Acidum nitricum
Acidum nitricum hat trockene Haut (Petroleum), Warzen und Risse, die leicht
bluten und splitterartige Schmerzen. Hauterkrankungen der Genitalien, insbesondere
Wundheit und Ulzera, sind bei Frauen häufig zu finden. Geschwüre
bluten leicht; die Geschwürsränder sehen schmutzig aus (zickzackartige
Ränder). Pickel und Papeln auf der Stirn sind kennzeichnend für
das Mittel. Die Absonderungen sind übelriechend.
Rhus
venenata
Hautbeschwerden werden durch warmes Wasser gebessert (Arsen). Das Hautbild
zeigt viele eng stehende Bläschen, die mit wässriger Flüssigkeit
gefüllt sind. Die Haut juckt und sticht stark und ist dunkelrot. Bei
gleicher Symptomatik im Genitalbereich, die auch durch warme Maßnahmen
(z.B. heißes Bad) gebessert wird, ist Rhus toxicodendron indiziert.
Bei Rhus venenata sind häufig die Hände betroffen. Arsen wird
ebenfalls durch warme Anwendungen gebessert, entwickelt aber aufgrund des
Juckreizes immer Ruhelosigkeit und Angst. Wegen des außerordentlichen
Juckreizes kratzen die Arsen-Patienten sich, bis die Haut blutet, was ihnen
etwas Linderung verschafft. Die Arsen-Haut ist rau, schuppig und trocken.
Petroleum
Die Haut von Petroleum ist trocken (lederartig), sie ist rissig und blutet
leicht. Es kommt wie bei Graphites zur Krustenbildung, die aber eher eine
grünliche Färbung aufweist. Ekzeme der Hand, besonders der Finger,
sind oft zu finden. Die Hände des Petroleum-Patienten sehen durch die
rissige Haut immer irgendwie schmutzig aus. Die Hautsymptomatik ist im Winter
deutlich verschlechtert und besser im Sommer. Wenn Widerwille gegen fette
Nahrung und Übelkeit oder sogar Erbrechen beim Autofahren noch zusätzlich
zu finden sind, steht die Verschreibung von Petroleum auf ganz sicheren
Beinen.
Apis mellifica
Wie bei Urtica urens sind bei Apis ödematöse Schwellungen zu finden.
Das Apis-Ödem ist aber praller und sehr gespannt, mit der Empfindung
von brennender Hitze. Kalte Anwendungen verschaffen Linderung. Verbrühungen
mit heißem Wasser verlangen nach Apis, ebenso wie allergische Reaktionen
nach schulmedizinischen Medikamenten. Die Haut ist empfindlich und schmerzhaft.
Folgen von Bienenstich brauchen auch Apis oder Vespa crabro (Hornisse),
bei Folgen von Mückenstich ist eher Ledum angezeigt. Das Erysipel ist
eine typische Apis-Erkrankung.
Mezereum
Dieses Mittel hat sehr starken Juckreiz (Psorinum, Dolichos pruriens), der
von Frösteln begleitet ist. Oft lokalisiert sich das Ekzem auf dem
Kopf, wo es zu weißen Schuppen und dicken Krusten mit Eiteransammlung
führt. Dass Mezereum-Prüfer träumen, ihr Rücken sei
mit Warzen und Auswüchsen übersät, weist auf die Beziehung
Mezereums zur Haut hin (Chronische Krankheiten). Die Symptome verschlimmern
sich nachts, bei Berührung und bei feuchtem Wetter.
Sarsaparilla
Hier ist trockene Haut zu finden mit Rissen, die leicht bluten und jucken
(Petroleum), besonders an Händen und Fußsohlen. Die Haut ist
verhärtet mit Schrunden und im Frühling und Sommer verschlechtert.
Wenn bei dieser Hautsymptomatik eine Patientin gleichzeitig von rezidivierenden
Cystitiden berichtet, ist die Mittelgabe zusätzlich gerechtfertigt.
Lachesis
Das Mittel hilft bei Allergien mit sehr starkem Juckreiz, wobei der Patient
ein Hitzegefühl entwickelt. Lachesis ist indiziert bei Asthma, im Wechsel
mit allergischen Hauterscheinungen und bei Gesichtsakne mit purpurfarbenem
Hautton. Heißer Schweiß bedeckt die Haut (Manganum: Hautstörung
verschlimmert durch Schweiß).
Sepia
Sepia-Hautausschläge jucken, werden durch Kratzen nicht gelindert und
lokalisieren sich meistens in den Beugen von Ellenbogen und Knie. Gelblichbraune
Flecken im Gesicht, besonders an Stirn, Wangen und Kinn, die scharf begrenzt
sind, meist symmetrisch auftreten (Schmetterlingsphänomen auf der Nase)
und ringförmige Ausschläge sind deutliche Hinweise auf Sepia.
Dolichos pruriens
(Juckbohne)
Dieses Mittel entwickelt einen furchtbaren Juckreiz mit nächtlicher
Verschlimmerung in Kombination mit einer Leberstörung (Gelbsucht).
Dabei ist auf der Haut kein Ausschlag sichtbar und Kratzen verschlimmert
den Juckreiz. Indiziert bei Alterspruritus, wobei eine kontinuierliche Hautpflege,
bei häufig in dieser Altersgruppe anzutreffender Austrocknung, oft
schon Abhilfe schaffen kann. Merkwürdigerweise wird diese banal erscheinende
Ursache, eine der häufigsten Gründe für Juckreiz überhaupt,
meist wenig beachtet.
Oleander
Hautausschläge in Verbindung mit hartnäckiger Obstipation. Der
Oleander-Ausschlag juckt, wenn der Patient sich entkleidet hat (im Bett).
Das Ekzem nässt und ist häufig auf der behaarten Kopfhaut und
hinter den Ohren lokalisiert (Graphites). Ein weiteres Leitsymptom ist die
Verschlimmerung durch Zitrusfrüchte. Die Haut ist sehr empfindlich,
schon die Reibung der Kleidung verschlimmert und verursacht Wundheit.
Psorinum
Der enorme Juckreiz von Psorinum macht den Patienten schlaflos und treibt
ihn zur Verzweiflung. Die Haut hat ein schmutziges bräunliches Aussehen.
Gebessert werden Psorinum-Ausschläge im warmen Bett. Der Patient zeigt
eine abnorme Kälteempfindlichkeit, Schwäche und Erschöpfung.
Die Haut ist ölig und die Sekretionen stinken. Ekzeme befinden sich
häufig hinter den Ohren (Oleander, Graphites).
Noch ein Hinweis auf
die Exantheme bei Kinderkrankheiten: "Diese Krankheiten bilden im Gegensatz
zu allen übrigen Krankheiten gewisse Einheiten und sind von daher relativ
einfach zu behandeln" (Voegeli). Wenn nicht abnorme Symptome vorliegen,
wird das für die Krankheit entsprechende Hauptmittel verordnet, das
die Lebenskraft ausreichend stimuliert und die Krankheit milder und ohne
Komplikationen verlaufen lässt. Eine spezifische Behandlung des Exanthems
ist unbedingt zu vermeiden. Durch derartige Behandlungen entstehen meist
die gefürchteten Komplikationen. Im Hinblick auf die Notwendigkeit,
Kinderkrankheiten durchzumachen, "um bestehende hereditäre Insuffizienzen
zu reparieren" (Voegeli), ist von prophylaktischer Behandlung (Impfung,
auch homöopathisch) abzuraten.
Fallbeispiel
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Die Patientin ist ein
fünfzehnjähriges Mädchen mit einem nummulären Ekzem
(diskoides Ekzem). Für ein Kontakt-Ekzem gab es keinerlei Anhaltspunkte,
so dass ein endogenes Hautproblem angenommen werden musste. Das Ekzem war
hauptsächlich am rechten Unterarm lokalisiert; zwei kleinere Effloreszenzen
waren am rechten Oberschenkel und an der Außenseite des rechten Knöchels
zu finden. Der Ausschlag war nicht juckend. Die Schülerin wies, bis
auf banale grippale Infekte alle ein bis zwei Jahre keine Vorerkrankungen
auf. Schulmedizinische Mittel wurden noch nie (sic!) verabreicht und auch
keinerlei Impfung vorgenommen. Die Haut zeigte ansonsten im Gesicht, am
Rücken und im Ausschnittsbereich eine leichte Pubertätsakne. Es
waren einige kleine Leberflecke im Gesicht zu bemerken. Psychisch machte
die Patientin einen ausgeglichenen, selbstbewussten, freundlichen Eindruck,
es wurde aber auch von großer Empfindlichkeit gegenüber Kritik
und Reizbarkeit seit Eintritt in die Pubertät berichtet. Die Patientin
reagierte auf die Hautstörung eher gelassen, es störte sie aber,
wenn sie in der Schule auf die roten auffälligen Flecke am Arm angesprochen
wurde. Bei den Vitalfunktionen fanden sich keine Auffälligkeiten. Schlafen,
Essen, Trinken, klimatische Einflüsse, Verdauung, Menstruation und
Wärme-und Wasserhaushalt waren unauffällig. Es bestand ein zweiwertiges
Verlange nach Schokolade und eine Abneigung gegen Fleisch. Die Schülerin
ist konsequente Vegetarierin aus Mitgefühl zu den Tieren. Das Mädchen
ist sportlich und bewegt sich gern. In der Schule wird ihre soziale Kompetenz
von Schülern und Lehrern gleichermaßen geschätzt. Eine leichte
Angst im Hinblick auf Alleinsein im Dunkeln in der Wohnung wurde berichtet.
Deutliche miasmatische Vorbelastungen waren nicht erkennbar.
Aufgrund der unkomplizierten Symptomenlage, einer vitalen Konstitution und
fehlender, unterdrückender schulmedizinischer Vorbehandlung, konnte
von einer guten Prognose ausgegangen werden. Die Pubertät als hormonelles
Sonderprogramm, die Reizbarkeit, das Verlangen nach Schokolade, der Bewegungsdrang,
die Ängstlichkeit im Dunkeln und Farbe, Form und Beschaffenheit des
Ausschlags indizierten Sepia als Simile. Es wurde in C 200 verabreicht.
Im Boericke wird zu Sepia das Symptom "Ringflechte an isolierten Stellen"
erwähnt, und Gilbert Charette berichtet in seiner "Homöopathischen
Arzneimittellehre für die Praxis: "Oft nimmt er (der Ausschlag)
eine kreisrunde Form an oder erscheint in Ringen." Nach einer leichten
Verschlimmerung und einem knapp zweiwöchigen Stillstand verschwand
der Ausschlag innerhalb von sechs Wochen. Das entspricht offensichtlich
einem natürlichen Tempo der Heilung; Kortison hätte wahrscheinlich
einen schnelleren Effekt erzielt, aber Heilung?
Von Klaus Binding, Heilpraktiker in D-38518 Gifhorn - www.praxis-fuer-homoeopathie-gifhorn.de
Klaus Binding hat auch ein Buch herausgebracht, mit dem Titel: "Homöopathie - Theorie und Praxis" (siehe Bild rechts)
Klaus
Binding erklärt Homöopathie für Laien
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