August 2007 www.initiative.cc
Die
Wirkung von Agent Orange in Vietnam und die Folgen.
«Die grösste vergessene Tragödie der vergangenen
zwei Jahrhunderte»
In
ihrem Krieg gegen Vietnam von 1961 bis 1971 haben die USA tonnenweise Agent
Orange ein hochgiftiges Pflanzenvernichtungsmittel eingesetzt.
Die versprühten Giftmengen sind unvorstellbar. Unvorstellbar sind auch
die schrecklichen Folgen, unter denen die Bevölkerung noch heute zu leiden
hat. Eltern müssen Entsetzliches aushalten, wenn Kinder mit zwei Gesichtern
oder ohne Arme und Beine geboren werden. Man fragt sich, warum dieser «Ökozid»
keinen anhaltenden Aufschrei in unseren Medien ausgelöst hat.
Der folgende Artikel führt uns die vietnamesische Kriegs- und Nachkriegsrealität
wieder vor Augen. Anlass sind die Wiedergutmachungsleistungen, die jetzt von
den erkrankten Vietnamesen gefordert werden. Im Gegensatz zu den amerikanischen
Kriegsopfern wurden die vietnamesischen Opfer bisher nicht entschädigt.
Die Opferorganisationen vertreten 4,8 Millionen erkrankte Vietnamesen. Angeklagt
werden insgesamt 37 Chemiefirmen, die das dioxinhaltige Gift hergestellt haben,
darunter Dow Chemical und Monsanto. Es ist höchste Zeit für die
Einsicht, dass Kriege obsolet sind. Und es sollte selbstverständlich
sein, dass den Kriegsopfern Gerechtigkeit widerfährt.
Historischer
Kontext und Entscheidung
|
Von
der militärischen Ausrüstung her betrachtet, ist der Vietnam-Krieg
der Hauptkonflikt des 20. Jahrhunderts. In diesem Konflikt standen sich
die Vereinigten Staaten von Amerika und die nordvietnamesischen kommunistischen
Viet Minh gegenüber; letztere wurden von der Sowjetunion unterstützt.
Der Konflikt entwickelte sich zu einem Krieg zwischen den beiden Supermächten
des Planeten: Die USA wollten angeblich die Verbreitung des Kommunismus
in Asien stoppen, während die UdSSR genau das entgegengesetzte Ziel
verfolgte.
Vietnam wurde geopfert; das angerichtete schreckliche Blutbad diente als
Versuchslabor für zukünftige Kriege.
Es wurden 3- bis 4mal so viele Bomben wie während des gesamten Zweiten
Weltkrieges abgeworfen; dies entspricht 450 Hiroshima-Atombomben. Vietnam
weist 20 Millionen riesige Krater auf; Wundmale von hochexplosiven Brand-,
Feuer-, Splitterbomben und Granaten. Zurückgeblieben sind mehr als
eine halbe Million Tonnen nicht explodierter Sprengkörper, durch die
bereits zwischen 100 000 und 200 000 Menschen getötet wurden, insbesondere
Kinder für lange Zeit war die Hälfte der Bevölkerung
jünger als 15 Jahre alt. In Cu-Chi was auf vietnamesisch «Land
aus Stahl» bedeutet wurden mehr als 10 Tonnen Bomben pro Einwohner
abgeworfen.
Amerika
versank im Morast
|
Die vietnamesischen
Kämpfer, unsichtbar und schwer zu fassen, bewegten sich in Tunnelsystemen
unter ihrem tropischen Wald. In ihren Armeearchiven geben die USA zu, dass
sie 8 000 000 Napalm-Einsätze mit Hubschraubern durchgeführt haben,
um den Feind aus seinen Strohhütten-Dörfern zu vertreiben.
Ohne jede Wirkung.
Die USA hatten es eilig. Ihre Jugend und die der ganzen Welt fing an, gegen
den Krieg aufzubegehren. Den Amerikanern wurde das Blaue vom Himmel versprochen,
in Vietnam waren sie dabei, es zu erschaffen.
Eine
Entscheidung
|
1961 kam J.F. Kennedy ins Weisse Haus und fällte den Entscheid für diesen gigantischen chemischen Krieg, der zuerst «Operation Trail Dust» und später «Operation Hades» genannt wurde Hades ist der Gott der Toten und der Hölle in der griechischen Mythologie. Die Operation wurde aber schon bald in «Operation Ranch Hand» umbenannt, weil dies weniger bedeutsam klang. Es war der dritte militärische Codename in der Geschichte für den Einsatz von Agent Orange in Vietnam und in den Grenzgebieten von Laos und Kambodscha. Das Ziel der «Operation Ranch Hand» war sowohl, den Tropenwald von der Erdoberfläche zu beseitigen als auch die Getreideernten, die Einwohner und die Kämpfer zu vergiften ein gigantischer Ökozid, der viele auf der Erde lebende Arten für immer ausrotten sollte.
Mengen,
Methoden, Zusammensetzung und Vergleichbarkeit
|
Nach der Bombardierung eines ganzen Dorfes mit Napalm flüchten die überlebenden Bewohner vor der Hitze und dem Massenmord der "USA". Huynh Cong (Nick) Ut, Trang Bang, 1972. |
Mengen
Es brauchte 10 Jahre, um 84 Millionen Liter Entlaubungsmittel zu versprühen.
Methoden
10 Prozent davon wurden von Fahrzeugen auf dem Landweg oder durch Boote
in den Flussdeltas und in den Mangrovensümpfen der Küste versprüht.
90 Prozent wurden auf dem Luftweg mit C123-Flugzeugen und Hubschraubern
versprüht. Zu jenem Zeitpunkt hatten die Vietnamesen keinen anderen
Schutz als ein Tuch, das im Urin getränkt und über die Nasen gehalten
wurde.
Zusammensetzung
Unter diesen Entlaubungsmitteln war Agent Blue, das Cyanid enthielt und
besonders wirksam in der Zerstörung von Reisfeldern war. Weiter wurden
Agent Green, Agent White, Agent Purple, Agent Pink eingesetzt, je nachdem,
was zerstört werden sollte. Und schliesslich wurde Agent Orange verwendet,
das entsprechend seiner farbigen Bänder auf den Fässern, die das
Gift enthielten, so genannt wurde. Agent Orange alleine machte 62 Prozent
der Entlaubungsmittel aus, die in Vietnam versprüht wurden.
Agent Orange enthält das Tetrachlordibenzo-p-dioxin, kurz 2,3,7,8-TCDD.
Dioxine bestehen aus 2 Benzolringen, 2 Sauerstoff-Atomen und 2 Chlor-,
Fluor- oder Brom-Atomen (die giftigsten Dioxine enthalten 4 dieser
Atome).
TCDD ist das stärkste bekannte Gift; es ist eine Million Mal giftiger
als das stärkste natürliche Gift und am längsten wirksam.
Vergleichbarkeit
Vergleichbarkeit ist kein wissenschaftliches Mass, da dabei eine Tatsache
verwendet wird, um eine vergleichbare Schätzung zu erhalten, aber sie
kann dazu dienen, den Umfang der Katastrophe zu verdeutlichen. Eine Studie,
die 2002 durch die University of Columbia, New York, erstellt wurde, belegte,
dass 80 Gramm Dioxin in die Wasserversorgung einer Stadt eingespeist
8 Millionen Einwohner töten würden. Entsprechend dieser
Relation wurde die tödliche Dosis pro Vietnamese 40 Milliarden Mal
überschritten.
Stabilität,
Nahrungskette und Zellschäden
|
Stabilität
Die TCDD-Dosierung wird in Pikogramm, das heisst in Millionen Millionstel
eines Gramms gemessen. Diese Winzigkeit garantiert ihre grosse Stabilität.
In Vietnam ist das Gift im Boden, im Wasser, im Schlamm und im Sand; auf
diesem Weg gelangt es in die Nahrungskette.
In der Nahrungskette wird es in grossen Mengen in den tierischen Fetten,
im Fleisch, in der Milch, in den Eiern und in Fischen gefunden.
Wissenschafter haben eine Masseinheit geschaffen, die sogenannte TEQ, eine
Abkürzung für Toxic Equivalence (giftige Gleichwertigkeit), um
die Grenzen der Toxizität für Nahrungsmittel festzulegen. In Frankreich
beträgt die zulässige Dosis pro Kilogramm Körpergewicht pro
Person und pro Tag 1 bis 4 Pikogramm.
In den USA ist die zulässige Höchstdosis viel kleiner und liegt
bei 0,0064 Pikogramm, das heisst, sie ist 160mal kleiner als die französische
Norm.
In Vietnam kann die Dosis 900 Pikogramm pro Kilo Körpergewicht pro
Person pro Tag erreichen.
Zellschäden
Der Kern einer Zelle wird durch eine Membran geschützt, deren Aufgabe
es ist, Moleküle, die nicht die erforderliche Struktur haben, vom Eindringen
in den Zellkern abzuhalten und so zu verhindern, dass das genetische Material
beeinträchtigt wird. Aber innerhalb des Zytoplasmas der Zelle (alle
Bestandteile der Zelle ausgenommen den Kern) dockt das Dioxin an ein Molekül,
das von Natur aus in allen Zellen vorhanden ist den Aryl-Kohlenwasserstoffrezeptor.
Es kann dann die Verteidigungshülle des Kernes durchdringen, indem
es sich als Hormon ausgibt. Es ist diese Dioxin-Rezeptor-Kombination, die
die hormonalen Botenstoffe unseres endokrinen Systems durcheinanderbringt
(die Ansammlung endokriner Drüsen, die Hormone in das Blut absondern)
und die die sogenannten Dioxin-empfindlichen Zonen bestimmter DNA-Regionen
aktiviert und so seine giftige Wirkung entfaltet.
Unbemerkte
Folgen und Krankheiten
|
Unbemerkte
Folgen
Die Vietnamesen sind glühende Verehrer ihrer Vorfahren. Sie möchten
Nachfahren haben, die in der Lage sind, diese Tradition weiter zu pflegen.
Wenn dies nicht der Fall ist, empfinden sie gegenüber ihren Vorfahren
ein Gefühl der Schuld. Es ist verständlich, dass Familien mit
einem, zwei oder drei stark behinderten Kindern ein viertes, fünftes
und sechstes gehabt haben. [
] Man nimmt an, dass viele Geburten nicht
registriert und die Kinder «versteckt» werden. Man muss sich
die entsetzliche Qual der Eltern vorstellen, deren Kind mit zwei Köpfen
oder zwei Gesichtern auf dem gleichen Kopf oder ohne Arme und Beine oder
sogar mit inneren Organen ausserhalb des Körpers geboren wird.
Und selbst wenn das TCDD die Plazenta einer zukünftigen Mutter nicht
durchdringen konnte und das Kind gesund geboren wird, vergiftet die Mutter
das Kind, indem sie es stillt, weil die Muttermilch die einzige Möglichkeit
ist, das Dioxin loszuwerden. Noch einmal: Denken Sie an die schrecklichen
psychologischen Auswirkungen auf die Mutter.
Krankheit
Sogar scheinbar gesunde Leute leiden häufig an Hautkrankheiten (Chlorakne,
Hautkrankheiten gekennzeichnet durch Mitesser, Zysten und Knötchen;
Hyperkeratose, Hyperpigmentation), Leberstörungen, kardiovaskulären
Störungen, Störungen des Urogenitaltrakts, neurologischen Störungen
(Verlust der Libido, Migräne, periphere Neuropathien der Sinnesorgane)
oder psychischen Störungen (Nervosität, Schlaflosigkeit, Verlust
der Persönlichkeit, Depression, Selbstmord).
Nach dem Dioxin-Betriebsunfall in Seveso erklärten Professor Bertazzi
aus Mailand und seine Mitarbeiter: «Wir beginnen, merkwürdige
Langzeitwirkungen zu beobachten [
] eine Studie hat eine komplette
Umkehrung der Geschlechterverteilung herausgefunden. In der ganzen Bevölkerung
besteht ein Verhältnis von 106 Männern auf 100 Frauen, aber in
Seveso sind es 48 Mädchen auf 26 Jungen. Das ist ein Zeichen für
eine tiefgreifende Veränderung der hormonalen Metabolismen.»
Das männliche Geschlecht ist beinahe zur Hälfte verschwunden.
Heute ist in Vietnam die dritte Generation da, und gesunde Menschen produzieren
Monsterbabys; in einigen Fällen mit den Genitalien mitten im Gesicht.
«Reparation»,
wissenschaftlicher Beweis, die Verfassung der Vereinigten Staaten,
multinationale Firmen und Gerechtigkeit
|
«Reparationen»,
wissenschaftlicher Beweis
Der Stellman-Bericht, welcher unbestrittene Referenz für den Einsatz
von Entlaubungsmitteln in Vietnam ist, schätzt die Zahl der potentiellen
oder schweigenden Opfer von Agent Orange auf 4 800 000. Aber Vorsicht, diese
Zahl zieht die Opfer nicht in Betracht, die seit vierzig Jahren durch die
Nahrungskette vergiftet werden oder die Nachkommen dreier Generationen,
die ihnen bis heute gefolgt sind. Es gibt Millionen Opfer in der Vergangenheit
und in der Gegenwart. Wie viele werden noch hinzukommen?
Der Einsatz dieser unzerstörbaren chemischen Massenvernichtungswaffe
durch die amerikanische Armee verlangt nach «Wiedergutmachung»:
«Wir brauchen wissenschaftliche Beweise», sagen die Amerikaner,
die «ihre» von Agent Orange und seinen Folgen betroffenen Vietnam-Kriegs-Veteranen
und deren Nachkommen anerkannt und entschädigt haben. Auf diese Art
lässt man Vietnam mit dem Problem alleine. Zur Zeit dieser amerikanischen
Antwort kostete ein Test zur Erkennung von Dioxin im Blut zwischen 3000
und 4000 US-Dollar. Wie könnte ein Vietnamese, der Sicherheit über
seine gesundheitliche Entwicklung haben möchte, sich solch hohen Kosten
leisten? Die Verbindung zwischen Ursache und Wirkung wird für bestimmte
Krankheiten anerkannt und diese Liste wird jedes Jahr länger. Es ist
höchste Zeit, alle Krankheiten und Missbildungen anzuerkennen, die
auf Agent Orange zurückzuführen sind. Tatsächlich ist die
Summe der Annahmen genügend begründet. Vietnamesische, laotische
und kambodschanische Opfer weisen die gleichen Symptome auf wie die amerikanischen
Vietnam-Kriegs-Opfer (4 200 000 GIs haben in Vietnam gedient), die Südkoreaner
(300 000 Kriegsteilnehmer), die Neuseeländer und die Australier, die
an ihrer Seite kämpften, ebenso wie die Opfer, die in der Nähe
der Depots in den Philippinen leben. Nicht zu vergessen sind die Menschen,
die nahe der Agent-Orange-Testzonen in Kanada leben. Das gilt auch für
alle deren Nachfahren. Natürlich müssen wir weiterhin die schädlichen
Auswirkungen dieser Gifte untersuchen, aber es ist höchste Zeit, das
Offensichtliche anzuerkennen. Darüber hinaus haben die Vietnamesen,
im Gegensatz zu der Mehrheit der anderen oben genannten Opfer, seit vierzig
Jahren mit dem Gift gelebt und es über die Nahrungskette aufgenommen.
Bombardierung eines Dorfes mit Napalmbomben. |
Die
Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika
Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika erlaubt weder rechtliche
Schritte gegen amtierende Politiker noch gegen Kriegshandlungen, die von
der amerikanischen Armee begangen wurden, selbst wenn sie von der Genfer
Konvention «untersagt» werden.
Multinationale
Firmen
Die Hersteller des Gifts existieren immer noch. Sie waren sich der Zusammensetzung
ihres Produktes und seiner Bestimmung voll bewusst schon im Jahr
1965 hatten amerikanische Labors die Auswirkungen des Dioxin bei Ratten
entdeckt und machten ein gewaltiges Vermögen mit ihren Lieferungen
an die US-Armee. Unter den 37 Firmen, die das Gift herstellten, sind die
wichtigsten Monsanto, Dow Chemical, Uniroyal, Diamond, Thompson und Hercules.
Gerechtigkeit
Am 31. Januar 2004, nur wenige Tage vor dem Ende der zehnjährigen Verjährungsfrist,
die jedes Rechtsverfahren unter US-Gesetz verhindert hätte, strengten
die Vietnam Association for the Victims of Agent Orange/Dioxin und 5 weitere
Opfer in eigenem Namen einen Prozess gegen die Vereinigten Staaten beim
Bundesgerichtshof in Brooklyn, New York, an. Im September 2004 schlossen
sich 22 weitere Opfer der Liste an, die endlos zu werden droht.
Die Klage
der Vietnamesen erfordert ein umfangreiches und kompliziertes Verfahren.
Umfangreich deshalb, weil es viele Zivilkläger gibt, viele Beschuldigte
und viele Ereignisse, die über einen langen Zeitraum hinweg stattfanden.
Es gibt soziale, ökonomische und finanzielle Verflechtungen. Der Prozess
wird kompliziert werden, sowohl aus der Sicht der angewendeten als auch
der theoretischen Rechtssprechung. Der Prozess gegen jene, die mit Agent
Orange zu tun haben, ist der erste in der Geschichte des amerikanischen
Rechtssystems, und es gibt keinen Präzedenzfall.
Am 10. März 2005 wies Richter Jack Weinstein, derselbe, der die amerikanischen
Veteranen und Opfer von Agent Orange verteidigt und Entschädigungen
für sie erreichte, die Klage der vietnamesischen Opfer ab! Der Richter
sagte, im Völkerrecht sei der Gebrauch von Herbiziden nicht geächtet.
Abgesehen von der Tatsache, dass Entlaubungsmittel noch nicht existierten,
als gewisse Gesetze ausgearbeitet wurden, ist die eigentliche Frage nicht
die, ob das über Vietnam versprühte Agent Orange ein Gift oder
ein Entlaubungsmittel war, sondern ob das Entlaubungsmittel ein Gift enthielt.
«Ja» ist die überwältigend einmütige Antwort
der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft ein verheerendes
teratogenes (Missbildung bei Embryos verursachendes) Gift.
Am 30.
September 2005 legten die vietnamesischen Opfer Berufung beim Berufungsgericht
ein.
Am 16. Januar 2006 reichten die Verteidiger der 37 Firmen ihre Argumente
bei «ihrer» Justiz ein. Ihre Verteidigung behauptete, dass der
Grund für den Gebrauch von Agent Orange der war, amerikanische Soldaten
zu schützen, und dass sie und ihre Kinder auch Opfer von Agent Orange
gewesen seien. Die Verteidigung fügte hinzu, dass die Firmen einen
Auftrag ihrer Regierung nicht ablehnen konnten, als ob jeder verpflichtet
sei, die Zutaten zu einem Verbrechen gegen die Menschheit zu liefern. So
versuchte die Verteidigung, die Verantwortlichkeit auf die Politiker
jener Zeit abzuwälzen, wohl wissend, dass sie entweder verschwunden
waren oder Immunität genossen.
Diese ungeheure
Verletzung der Menschenrechte, dieses Kriegsverbrechen, dieses Verbrechen
gegen die Menschheit, dieser gigantische Ökozid, der mit Verzögerung
auch zu einem Genozid wird, ist heute die grösste vergessene Tragödie
der vergangenen zwei Jahrhunderte geworden. Mit der Abweisung des Falles
der vietnamesischen Opfer tut die Welt zum zweiten Mal Unrecht. Straffreiheit
verschliesst die Tür für zukünftige Zivilkläger für
immer [ich denke an die Opfer des abgereicherten Uran] und ebnet künftigen
riesigen Blutbädern in diesem jungen Jahrtausend den Weg.
Heute muss
die Rally for International Disarmement eine weitere Brücke zwischen
den Opfern und der internationalen Öffentlichkeit bauen, die wir alarmieren
möchten. Denn die Opfer, unsere Mitgeschöpfe, ertragen besonders
schreckliches körperliches und seelisches Leid. Die Kinder von Vietnam
lächeln wie Kinder überall auf der Welt, aber trotz aller Bemühungen
der Behörden, sterben die Kinder von Vietnam mehr als 40 Jahre nach
dem Beginn der Entlaubungsaktion mit Agent Orange noch immer, und niemand
interessiert sich dafür.
P.S.: Wenn Sie Vietnam besuchen möchten tun Sie es! Heute ist
die Situation so, dass nur der Langzeitkontakt gefährlich ist. Haben
Sie keine Angst, für vierzehn Tage, einen Monat oder sogar zwei nach
Vietnam zu gehen. Und selbstverständlich haben Sie dort eine der besten
Küchen der Welt, und Sie kommen verzaubert zurück, voll von unsterblichen
Erinnerungen.
Quelle
und Übersetzung: Zeit-Fragen
http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2007/nr24-vom-1862007/die-groesste-vergessene-tragoedie-der-vergangenen-zwei-jahrhunderte/
Weitere
Artikel zu diesem Thema auf unserer Homepage
|
Sinn dieser Information (hier klicken)
INITIATIVE
Information - Natur - Gesellschaft
A-4882 Oberwang
Mail:
info@initiative.cc
Homepage: www.initiative.cc