März 2004
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Bauernsterben ?
Wie die bäuerliche Landwirtschaft vernichtet wird !

Bauern beim Aussterben !



Es gibt nur mehr zweihunderttausend Bauern in Österreich, von denen rund 80 % nur mehr im "Nebenerwerb" bzw. "Zuerwerb" überleben können. D. h. sie müssen einen zweiten Beruf ausüben, um die Landwirtschaft überhaupt erhalten zu können. Von 1995 (dem Jahr des EU-Beitritts) bis 2000 - in nur fünf Jahren, mußten 70.000 Bauern ihre oft jahrhundertelang bestehende Landwirtschaft aufgeben und wurden auf den ohnehin überfüllten "Arbeitsmarkt" gedrängt. In den 60er Jahren gab es in Österreich noch 430.000 Bauern...

Als arme Opfer des heurigen "Jahrhundert-Sommers" werden unsere Bauern bemitleidet. Sogenannte Bauernvertreter kommen in den Medien aus dem Wehklagen und Jammern nicht heraus. Schließlich wollen sie ja von den noch verbliebenen Bauern wieder gewählt werden. In Wirklichkeit aber bringen solche Erntekatastrophen,die Brüsseler Agrarpolitik einen mächtigen Schritt vorwärts. Die Agro-Nomenklatura freut sich klammheimlich, wenn sie dem lieben Gott die Verantwortung für das beschleunigte "Bauernsterben" in die Schuhe schieben kann.

Strukturwandel !



Aber das "Bauernsterben" ist weder die Folge eines trockenen Jahrhundert-Sommers noch einer unheilbaren Krankheit. Das sogenannte Bauernsterben ist auch kein unerklärliches Phänomen, sondern die Folge zielgerichteter Liquiditätspolitik seit Beginn der zweiten Republik.

Anfang der siebziger Jahre erklärte Landwirtschaftsminister Weihs freimütig: "Die Landwirtschaft darf nicht länger eine Lebensart sein, man wird sie in eine Industrie umwandeln müssen (idk. 8/86 Funktionärsinformation des österr. Bauernbundes). Unter dem raffinierten Propaganda-Schlagwort "Strukturwandel" wurde der Prozeß der Bauern-Dezimierung eingeleitet und vorangetrieben. Bauernbund-Funktionäre wurden als Missionare durch die Lande geschickt, um den Bauern klar zu machen: "Je weniger Bauern wir sind, um so mehr Einkommen werden wir mal haben!"

Da sich von dieser Frohbotschaft so gut wie jeder angesprochen fühlte, wurde damit ein ruinöser Kampf "Jeder gegen Jeden" in Szene gesetzt. Im Verdrängungskampf Bauer gegen Bauer fand sich auch ein Helfer in der NOT. Es war die "großzügige" Raiffeisen-Organisation, die aus ihrem schier unversiegbaren Füllhorn das ganze Landvolk mit Krediten versorgte.
Plötzlich war der Bauer als Objekt für Kreditanlagen heiß begehrt. Bank-Keiler zogen übers Land, um Geld in bäuerliche Schaffenskraft zu investieren. Der Bauernbund wiederum stand den Bauern mit praktischen Ratschlägen zur Seite. Investieren, Mechanisieren, Rationalisieren, Expandieren und Ernteerträge steigern waren die Richtlinien, nach denen sich ein Zukunftsbauer zu orientieren habe. Wer da nicht mitmache, dem könne nicht einmal der Herrgott helfen...

Bauern wichtigstes, Investitionsobjekt der Banken !



So wurden damals die Bauern zum wichtigsten Investitionsobjekt der Banken. Der enorme Kapitaleinsatz heizte den Konkurrenzkampf an und viele blieben auf der Strecke. Diejenigen, die bis dahin noch nicht kapituliert hatten, bekamen den nächsten Schlag versetzt. Im Frühsommer 1985 erklärte Landwirtschaftsminister Haidn einer Delegation des Unabhängigen Bauernverbandes zur Zukunft der Agrarpolitik: "Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben! "

Um die Bauern-Dezimierung zu beschleunigen, bediente man sich einer neuen Methode: Das Bild des Bauern als Ernährer des Volkes und Bewahrer des Bodens wurde einfach auf den Kopf gestellt. Über Nacht war der Bauer plötzlich ein ganz anderer - einer, der Tiere quält; einer, der den Boden und das Wasser verseucht; einer, der die Lebensmittel vergiftet und so fort. Mit diesem planmäßig betriebenen Psychoterror wurden die Bauern kriminalisiert und in die Defensive gedrängt.

Gleichzeitig wurde Österreich mehr und mehr für Agrarimporte, die keineswegs unserem Lebensmittelgesetz entsprachen, aufgebrochen. Um den Importdruck noch weiter zu verstärken, wurden im Parlament Schlag auf Schlag reihenweise Gesetze zur Förderung ausländischer Landwirtschaften beschlossen. Auch außereuropäische Länder kamen in den Genuß solcher Begünstigungen. Unter Bundeskanzler Vranitzky wurde u. a. ein Gesetz "zur Förderung des Agrarhandels zwischen Österreich und Israel" beschlossen. 1992 wurde Vranitzky die Ehrendoktorwürde der hebräischen Universität Jerusalem verliehen. Seither dient Israel als Handelsdrehscheibe für globale Geschäfte, die über dort eingerichtete juristische Personen abgewickelt werden.

Hand in Hand mit diesen Maßnahmen kam es zu Preissenkungen und zur Einführung von Verwertungs- und Absatzförderungsbeiträgen für die Bauern. Anfang der neunziger Jahre trat eine kritische Phase ein. Beim Innenministerium und der Staatspolizei rüstete man gegen eine bundesweite Bauernerhebung.

Bauernbund-Versprechen Schall und Rauch !



Doch die Beruhigungspolitik des Bauernbundes war erfolgreich. "Die Sicherheitsmaßnahmen im Landwirtschaftsministerium, die während der Marktordnungsverhandlungen wieder eingesetzt wurden, haben sich als überflüssig erwiesen" zitierte der "Kurier" am 24. Juni 1992.

Den Ausschlag für das Ausbleiben des befürchteten großen Bauernaufstandes gab letztlich das Bauernbund-Versprechen, daß nach dem EG Beitritt alles besser werde. Unermüdlich war der Bauernbundkader landauf landab unterwegs, um Arbeit zu leisten. Den Bauern wurden herzerweichende Prospekte mit zufriedenen Kühen und glücklichen Kindern in die Hand gedrückt. Es heißt: die EG schützt uns vor den Ostimporten; die EG schützt uns vor dem Weltmarkt, dem GATT-Abkommen usw. usw. Mit so fadenscheinigen Argumenten wurden die Bauern zur EG, später EU Befürwortung überlistet.

Nach dem EU-Beitritt sah die Bauernwelt freilich anders aus. Die früheren Ostimporte sind gewöhnliche Binnenmarktware, und das GATT-Abkommen wurde durch eine festgefügte Welthandelsorganisation (WTO) der Globalkapitalisten ersetzt. Die Versprechungen des Bauernbundes haben sich in Schall und Rauch aufgelöst. Die durch den EG-Beitritt bis zu zwei Drittel (!) eingebrochenen Agrar-Erzeugerpreise (den Preis, den die Bauern für ihre Produkte erhalten; nicht das, was die Konsumenten bezahlen) wurden anfangs durch Ausgleichszahlungen abgefedert. Heute gibt es nur mehr "Beihilfen", auf die keinerlei Rechtsanspruch besteht. Die Bauern wurden zu Absterbe-Beihilfe-Empfängern degradiert. Werden morgen die Beihilfszahlungen eingestellt, gehen die letzten Bauern zugrunde.

Ernährung aus eigenem Grund und Boden nicht mehr gewünscht !



Die Politik der kommissarischen Brüsseler Zentralgewalt läuft auf die Zerstörung einer funktionierenden Nahversorgung und auf die schrittweise Zerstörung der

Ernährungsgrundlagen der Völker hinaus. Die Bauern der Mitgliedstaaten sollen nicht mehr in der Lage sein, die Ernährung aus dem jeweils eigenen Grund und Boden sicher zu stellen. Dazu dienen die verordneten Zwangsstilllegungen sowie Produktionsausstiegsprogramme und Absterbehilfeprogramme aller Art.

Mit der Förderung des "Biolandbaus" - auch großflächiger "Feldgiganten", die mit echten biologischen Wirtschaftsformen nur mehr wenig zu tun haben - wird eine ökologische Zielsetzung vorgetäuscht. Gleichzeitig sollen aber alle EU-Staaten gezwungen werden, gentechnisch verändertes, "manipuliertes" Saatgut und Nahrungsmittel ins Land zu lassen. Da sieht man, was gespielt wird. So soll es in Österreich bereits Gerichtsurteile geben, in denen das Bekenntnis zur gesunden Ernährung aus eigenem Grund und Boden als Straftatbestand gewertet wird wie ein Verbrechen.

Schlägt bald die Stunde der Kapitalisten ?




All diesen Tatsachen zum Trotz gibt es unter den wenigen verbliebenen Bauern immer noch Optimisten, die glauben "Ich werde es schon schaffen." Diese sind bereit dreihunderttausend Euro zu riskieren, nur weil sie hunderttausend Euro aus den Taschen der Steuerzahler subventioniert bekommen. Sie stürzen sich ins Finale um "Konkurrenzfähigkeit" und "Kostenführerschaft". Sie glauben, als großspuriger "billiger Jakob" durchzukommen. Solche als Vorbilder hingestellten, egoistischen Subventionsschnorrer werden der Öffentlichkeit heute als Prototyp des Zukunftsbauern präsentiert. Diese Gernegroß haben bis heute nicht erkannt, daß sie lediglich "Zinsknechte" für die Banken sind. Ohne jede Aussicht auf ein glückliches Ende!

Die führenden Agrarfunktionäre und -politiker brauchen dringend solche Leute für den "Umbau" der Landwirtschaft. In dieser finalen Phase geht es darum, die womöglich letzte Generation von Jungbauern in eine möglichst große Kreditfalle und Verschuldung hinein zu locken. Denn jetzt wird die Landwirtschaft nicht nur industrialisiert, sondern auch auf eine rein spekulative Grundlage ausgerichtet. Die Landwirtschaft hört auf, eine Lebensart zu sein!

Bald schlägt die Stunde der Kapitalisten. Auf dem Weg über die Banken wird Grund und Boden der Ahnen großflächig in den Händen Weniger konzentriert und privatisiert. Ein Mensch verliert ohne Nahrung innerhalb weniger Stunden seine Leistungskraft und wird bald handlungsunfähig. Ein Volk, das seine Ernährung in fremde Hände gibt, wird wehrlos und verliert seine Freiheit.

Wir sind alle mitverantwortlich !


 

Diesen Plan der Globalkapitalisten und ihrer Handlanger kann jeder Einzelne einiges entgegensetzen, vor allem durch das Einkaufsverhalten. Die Erhaltung bzw. der Wiederaufbau einer bäuerlichen statt industriellen Landwirtschaft muß uns allen ein Anliegen sein und werden!

Eine wirksame Sofortmaßnahme ist der möglichst weitgehende Kauf ausschließlich in Österreich erzeugter Lebensmittel, auch bei den Getränken. Der bewußte Verzicht auf holländisches Gemüse, argentinisches Rindfleisch, neuseeländische Kiwis, südafrikanische Birnen, kalifornische Pfirsiche, irische Butter, deutsche Milchprodukte, französische Weine, Schweizer Käse, türkische Weintrauben usw. zugunsten der saisonalen heimischen Produkte ist nicht nur eine direkte Überlebenshilfe für unsere Bauern, sondern auch ein Gewinn an Lebensqualität für alle in der Nähe der Transitrouten wohnenden Mitbürger und der verkehrsgeschädigten Natur- und Tierwelt. Das bedeutet: Erdbeeren im Frühjahr statt im Herbst, Weintrauben im Herbst statt im Frühjahr usw. Wußten Sie, daß nicht nur Orangen und Kiwi, sondern auch unser Wintergemüse Kraut und Kohl, ebenso wie die Kartoffel, einen hohen Anteil an Vitamin-C haben?

Ein weiterer Schritt zur Rettung der Bauern ist das bewußte Einkaufen bei Ab-Hof-Läden, Bauernmärkten, Naturkostgeschäften, und - soweit noch vorhanden - den sogenannten Greißlern. Sie können auf die Lieferanten niemals einen solchen ruinösen Preisdruck ausüben wie die großen Supermarkt-Ketten. Deren Sonderangebote beinhalten häufig (natürlich unsichtbar) den wirtschaftlichen "Tod" vieler Bauern. Seien Sie sich bewusst, Sie alleine entscheiden alles mit Ihrem Kaufverhalten.

Quelle: Wegwarte 4/2003
Initiative Heimat und Umwelt, 3424 Zeiselmauer

Siehe dazu auch Artikel "Brauchen wir die Bauern überhaupt noch" auf unserer Homepage (Artikelarchiv)


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März 2004

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