Juli 2008 www.initiative.cc

Katastrophen-Sehnsucht

Warum wünschen wir uns oftmals einen Zusammenbruch, eine Katastrophe, eine kleine Apokalypse ? Sind wir selber nicht in der Lage die Dinge zu meistern ?

Wir stecken oft alle in einem "System" fest (Arbeit, Schule, Lebenssituation, Gesellschaft, politische Lage, ...) welchem meist nicht einfach zu entkommen ist. Dennoch haben wir einen freien Willen und können unser Leben selbst gestalten, sind selbst der Schöpfer "unserer Welt". Wir sind an einem bestimmten Platz im Leben, und das nicht umsonst. Genau dort sollen wir im Normalfall beginnen und uns (als Erster) und damit auch unser Umfeld ändern.
Wir kennen alle Situationen oder Zustände, welche uns viel zu viel Energie kosten, wir aber diese scheinbar nicht oder nur langsam lösen können. Dann kommt oft der Wunsch nach einer Änderung, welche von außen kommt. Bei dem globalen Zustand der Erde und der Menschheit mit Kriegen, Hunger, Umweltausbeutung, Kapitalismus udgl. kommt öfters so eine Sehnsucht nach einer kleinen Katastrophe (vielleicht eine "Vorhergesagten"), welche diese Dinge beenden möge. Von dieser Katastrophensehnsucht handelt der unten stehende Artikel, geschrieben von Tom Hegenauer.

Das Jahr 2004, 2008, 2012, ......

Von Thomas Hegenauer

Nun ist es also wieder so weit. Die Welt geht unter. Naja, nicht so richtig. Aber die Propheten sind sich durchaus einig, dass grosse Verwerfungen auf die Welt zukommen (hört hört).
Das Datum steht auch schon fest: 2012 (plusminus zwei drei Wochen). Wer esoterisch etwas interessiert ist, findet dieses Jahr immer und immer wieder. Das Jahr der Wende, des Umbruchs. Und ähnlich wie bei einem Gewitter ist es zwar nötig und gut - aber mittendrin eher ungemütlich.

Nun sind es noch dreieinhalb Jahre bis dorthin. Was soll man also davon halten? Und vor allem: WAS wird passieren? Die Prognosen sind vielschichtig. Die einen behaupten, die Russen führen einen Überraschungsangriff und stossen über Deutschland bis nach Frankreich vor, werden anschliessend zurückgedrängt, was unser Land allerdings recht verwüstet zurücklässt. Andere sprechen (übrigens seit mindestens 40 Jahren!) vom Kollaps des Finanzsystems. Das Vertrauen in bedrucktes Papier als Zahlungsmittel verschwindet aus der Bevölkerung, was einen totalen Systemabsturz zur Folge hat. Erst Arbeitslosigkeit, dann Hunger und ein Kampf ums Überleben machen unsere Breiten damit auch nicht gerade zum begehrten Urlaubsland. Oder immer beliebt: Plötzlich auftretende Seuchen (ob nun "natürlichen" oder absichtlichen Ursprungs spielt für die Betroffenen keine Rolle). Und der Dauerbrenner: Kometeneinschlag.

Na, das sind Aussichten. Aber allen Ernstes - ich will diese Vorhersagen nicht belächeln, denn wer kann schon sagen, was wirklich passiert? Bemerkenswert ist in meinen Augen nicht eine Zukunft, die garantiert die eine oder andere Überraschung parat hält. Nein, bemerkenswert empfinde ich eine gewisse Katastrophen-Sehnsucht. Dass ich diese bei anderen bemerke ist doch nur ein untrügliches Zeichen dafür, sie selbst zu besitzen. Aber warum eigentlich? Wen das Jahr 2012 auch nur ansatzweise interessiert, der darf sich heute fragen, WARUM dem so ist. Was erwartet man vom Jahr des Umbruchs? Welche Gemeinsamkeiten haben ALLE Zukunftsprognosen?

Ich sehe das: Ein wirklich tiefgreifendes Ereignis wälzt die Welt um. Raus aus dem Alltag - jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ich die Glühbirne im Keller schon ausgewechselt habe, ob die Netzwerkverbindung von meinem Laptop mit Windows Vista Home Premium kompatibel ist zu meinem stationären PC mit Windows XP oder welche Erzieherin mein Kind im Kindergarten bekommt - jetzt gehts ans Eingemachte. Kein Strom mehr, kein Telefon, kein Internet, keine offenen Supermärkte, keine Polizeit, keine Feuerwehr, keine Arbeitslosenversicherung... keine Bevormundung. Jetzt heisst es, das eigene Leben wieder in die Hand zu nehmen. Die Menschen werden enger zusammenrücken. Jung und Alt, die Familie, echte Freunde. Männer sind wieder Männer, Frauen wieder Frauen.

Ein einfaches Leben. Selber machen, selber sorgen, Wasser aus dem Brunnen, heizen mit Holz, das Auto als absolutes Luxusgut. Bananen, Orangen, Kiwi? Ab jetzt heisst es (wieder) Apfel, Birne, Sauerkraut. Und so weiter. Hier sehe ich die Gemeinsamkeiten der Prophezeiungen und langsam schält sich heraus, warum viele Menschen derartiges gar nicht unrecht wäre. Du empfängst diesen Text am Computer. Hast Internetanschluss. Kommt es manchmal vor, dass du im Internet "versumpfst"? Plötzlich sieht man auf die Uhr, es sind Stunden, Tage vergangen und du fragst dich: "Was habe ich eigentlich die ganze Zeit gemacht? Scheint draussen die Sonne?" Ja, wenn erst die grosse Katastrophe eingetreten ist (die man selbst natürlich überlebt), dann passiert das nie wieder.

Denn dann GIBT es kein Internet mehr. Ich liebe das Internet. Ich nutze das Internet. Und ich HASSE das Internet. Aber weil ich es selbst nicht gebacken bekomme, soll das jetzt eine grosse Kraft für mich erledigen. Eine mächtige Katastrophe, ein riesiger Sturm soll übers Land ziehen und der Regen soll all den Müll aus meinem Leben waschen und nur den Menschen, der ich wirklich bin, zurücklassen. Sauber. Ja, ich wünsche es mir. Ich wünsche mir, dass all unser Geld wertlos wird und ich aufhöre, danach zu jagen. Dass ich mehr zu Fuss gehe und das Auto stehen lasse. Dass ich nicht vor dem PC versumpfe, dass ich mehr draussen in der Natur bin statt im Wohnzimmer vor dem Fernseher, dass ich mich um den ganzen Kleinkram nicht kümmern brauche wie die Zahnzusatzversicherung oder die Riester-Rente, die Nebenkostenabrechnung oder das tolle Business-Hemd bei Tchibo oder Lidl.

Aber weil ich mitten drin hänge, weil ich es nicht anders kenne und weil ich klein und verwirrt bin und mein Herz das eine sagt, mein Verstand das andere und der innere Schweinehund hier zehrt und meine rose Brille dort drückt, weil ich den Nachrichtensprechern alles abkaufe und doch nichts glaube... weil ich alles haben muss und gar nicht mehr sehen kann, was ich eigentlich brauche... ja, darum soll es 2012 endlich passieren. Der grosse Knall. Und danach ist alles anders, alles besser, irgendwie. Dann ändert sich alles und ich mich gleich mit. [Kurze Pause] Das ist der Grund, warum im Jahr 2012 nichts passieren wird. (Mit "nichts" meine ich, dass dieses Jahr wohl kaum Erwähnung finden wird in den Geschichtsbüchern)

Denn das eigene Leben leben - das wird uns nicht abgenommen werden. Für irgend etwas müssen wir ja auf dieser Welt sein. Es ist also davon auszugehen, dass die Apokalypse wieder einmal verschoben wird. Nein, das ist falsch ausgedrückt. Verschoben wird gar nichts - nur die äussere Erscheinungsform dürfte sich durchaus von dem unterscheiden, was sich so manch einer vorstellt. Ich persönlich GLAUBE an den grossen Umbruch. Aber so wie ich den grossen Cappo bisher kennengelernt habe, wird er kein Feuer vom Himmel regnen lassen. Das wäre zu billig. Das wäre zu einfach. Nein - der Umschwung wird innen passieren. Für den einzelnen wird es eine gigantische Revolution sein. In den Geschichtsbüchern wird diese aber keinerlei Erwähnung finden.

Thomas Hegenauer - www.lebenswert.de

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